Naturpark Tiroler Lech – 17. bis 20. Juni 2021 – „Wiese“
Der Naturpark Tiroler Lech hat neben dem namensgebenden Wildfluss auch attraktive Wiesen zu bieten. Teil drei des Naturführerkurses ist diesen Lebensräumen gewidmet. Kaiserkrone und Elmerhof sind unsere Unterkünfte – das Naturparkhaus auf der Klimmbrücke ist nicht weit. Yvonne, die neue Geschäftsführerin des Naturparks Tiroler Lech lädt uns zu einem virtuellen Streifzug durch ihr Revier ein. In den folgenden Tagen werden wir viel davon live erleben.
Neben der gewohnten Gastfreundlichkeit erwartet uns heuer in der Kaiserkrone eine besondere Überraschung. Wir treffen den Bluatschink höchstpersönlich. Toni und Margit Knittel geben für die NaturführerInnen ein privates Konzert. Danke dafür – wir werden uns wie der Bluatschink für die Natur im Lechtal einsetzen.
Mit der Botanikerin Kerstin streifen wir durch die Wiesen und Weiden in Gramais. Die kleinste Gemeinde Österreichs hat noch viel traditionelle Landwirtschaft zu bieten. Kleinräumig lassen sich unterschiedlichste Bewirtschaftungsformen unterscheiden. Die artenreichen Magerwiesen leuchten in bunten Farben. Das Narzissen-Windröschen ist eine Besonderheit der Region. Die Wegeriche sind traditionelle Heilpflanzen und die Sommerwurz kann als Schmarotzer gänzlich auf Chlorophyll verzichten.
Auf artenreichen Blumenwiesen sind naturgemäß viele Insekten zu finden, wobei Schmetterlinge offensichtlich auch von bunten Tattoos angelockt werden. Die Nachbesprechung muss bei über 30°C teilweise im Bach stattfinden – und bei einem Eiskaffee im Schatten.
Bei Forchach gibt es eine neue Hängebrücke über den Lech. Der Weg führt zum Loambächle, wo wir im Schatten der Bäume die Insekten bestimmen, die wir mit dem Insektenkundler Kurt auf dem Weg gesammelt haben. Ein Plattbauch-Männchen setzt sich fotogen in Pose. Pinselkäfer, Bläulinge, Schecken- und Perlmuttfalter sind einige der Sechsbeiner, die wir uns näher anschauen.
Eine Besonderheit der Kiesbänke am Lech ist die Deutsche Tamariske. Als FFH-Art ist sie europaweit geschützt. Das tierische Gegenstück ist die Gefleckte Schnarrschrecke, die österreichweit nur in Nordtirol vorkommt und die am Lech ihren Verbreitungsschwerpunkt hat.
Beim Rückweg wird die Hängebrücke einem Stabilitätstest unterzogen. Sie hält. Im angenehm kühlen Gemeindesaal lässt Kurt alle Insektenordnungen Revue passieren und wir können große tropische Insekten erforschen. Die Bestimmungsübungen mit den Präparaten und Karten verlaufen ausgesprochen gut.
Für die Biber-Exkursion hat Caroline uns den Renaturierungsbereich an der Vils vorgeschlagen. Eine ausgezeichnete Wahl. Hier gestaltet der Biber wieder seine Umgebung. Caroline ist Schutzgebietsbetreuerin und Biber-Beauftragte. Sie hat ein Biberpräparat und weitere Schätze wie Biberzähne und ein Biberfell dabei. Manu hat Castor gleich ins Herz geschlossen.
Neophyten sind in vielen Schutzgebieten ein Problem. Hier sind es der Riesen-Bärenklau und das Drüsige Springkraut, die bekämpft werden. Der Riesen-Bärenklau verursacht bei Berührung in Verbindung mit Sonnenlicht schwere Verbrennungen.
Im Biberrevier gibt es viel zu entdecken. Schaumzikaden, Weidenblattkäfer in allen Stadien und einen Bachhaft. Und natürlich überall die Spuren der Biber: Dämme, Burgen, Kanäle und Fraßspuren.
Am Nachmittag entführt uns Hubert in die Welt der Blüten, der Bestäuber und der Makrofotografie. In der Martinau sehen wir viele seiner Fotomodelle in Natura. Die Geschichte des schönen Jünglings Paris lässt den wissenschaftlichen Namen der Einbeere wohl in Erinnerung bleiben. Die Frauenschuhblüte neigt sich dem Ende zu. Einige dieser erhabenen Blüten dürfen wir noch bestaunen. Fliegen-Ragwurz, Nestwurz und Weiße Waldhyazinthe sind drei weitere Orchideen, zu denen Hubert viel zu erzählen weiß.
Die Pflacher Au ist ein ausgezeichnetes Gebiet für Vogelfreunde. Gemeinsam mit der Ornithologin Silvia erkunden wir den Luftraum und die Wasserfläche. Das Schwanenpaar betreut den Nachwuchs, während Blässhuhn und Zwerg-Taucher mit der Futtersuche beschäftigt sind. Schwalben und Mauersegler segeln durch die Lüfte. Luftakrobaten anderer Art sind die Libellen. Sie können bis zu 50 km/h schnell fliegen, in der Luft stehen oder flattern wie die blau glänzende Prachtlibelle.
Durch ihre guten Kontakt zum Alpenzoo hat Silvia einzigartige Präparate von Säugetieren, Vögeln oder Reptilien dabei. Vor Ort finden wir angenagte Fichtenzapfen, angefressene Blätter, Miniermotten-Spuren, Schaumzikaden-Schaum, Hasenlosung und Vogelfedern.
Die Tage im Lechtal verflogen geschwind
wie eine Entenfeder im Wind.