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2 Geologie 13 Kl

Nationalpark Hohe Tauern – 1. bis 4. Juli 2021 – „Gebirge“

 

Der vierte und letzte Teil des Naturführerkurses findet traditionell für beide Gruppen in den Hohen Tauern statt. Unser Basislager ist der Ködnitzhof in Kals. Von hier aus unternehmen wir unsere Exkursionen in die Hohen Tauern. Gleich hinter dem Haus beginnen die botanischen Abenteuer. Eine Ährige Glockenblume, die hier am Wegesrand wächst, ist in Nordtirol eine absolute Rarität!

 

 

Der Nationalpark Hohe Tauern erstreckt sich über die drei Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol. Das osttiroler Nationalparkhaus liegt in Matrei. Dort treffen wir auf den Ranger Andreas, der uns durch die Ausstellung und durch den ganzen Tag begleitet.

 

     

Andreas ist Förster, Jäger, Vogel- und Schmetterlingskundler und ein begeisternder Erzähler. Es ist ein Vergnügen, mit ihm im Ködnitztal die „Big Five“ der Hohen Tauern aufzuspüren. Ein erstes Highlight ist der Adlerhorst in der Nähe des Lucknerhauses. Wir können direkt in die Kinderstube des „Königs der Lüfte“ schauen. Die Steinbock-Geißen sind mit ihren Jungtieren unterwegs, die Böcke grasen abseits. Während wir die Gämsen mit den Ferngläsern beobachten können, sind die Murmeltiere zum Greifen nah. Den Bartgeier erleben wir immerhin in den Geschichten von Andreas.

 

 

 

Der Schwemmfächer von Kals ist ein anschauliches Beispiel für geologische Zeichen in der Landschaft. Mit einer Fantasiereise bereitet uns Magnus für die große Zeitreise zu den Ursprüngen der Hohen Tauern vor. Tethysmeer, Plattentektonik, Faltungen und Überschiebungen unter Druck und Hitze sowie Erosion haben die Hohen Tauern zu dem gemacht, was wir heute sehen.

 

    

Der Eingang ins Dorfertal führt durch die beeindruckende Dabaklamm. Dort treffen wir auf den legendären Grünschiefer – der bei geringer Temperatur und mäßigem Druck entstanden ist. Magnus schafft es, die Gebirgsentstehung sehr plastisch darzustellen. In seinem Modell ist sogar Platz für einen Vulkanausbruch. Im Lehrsaal auf der grünen Wiese gibt es nebenbei Blumen und Insekten zu bestaunen. Bei einem Besucher müssen wir schon genau hinschauen. Sieht aus, wie eine Hummel, ist aber eine Fliege – eine Hummelschwebfliege!

 

 

Gesteine setzen sich aus Mineralien zusammen, die je nach Druck und Temperatur unterschiedlich auskristallisieren. Dazu hat Magnus Schaustücke und Steckbriefe dabei. „Feldspat, Quarz und Glimmer, erkennen wir jetzt für immer.“ Beim Land-Art am Dorferbach entsteht eine grandiose Synthese von Geologie und Botanik.

 

 

 

Die Gebirgspflanzen-Exkursion mit Vera findet bei strahlendem Sonnenschein statt. Der Großglockner zeigt sich in voller Pracht. Wir botanisieren uns von den Hochstauden an der Waldgrenze durch bis hin zur nivalen Stufe auf der Stüdlhütte.

 

      

Dabei begegnen uns immerhin fünf Enzian-Arten. Bei den Glocken-Enzianen gibt es zwei Arten, die sich je nach Gesteinsuntergrund ersetzen. Nur eine der fünf Arten eignet sich zum Schnapsbrennen. Es ist der Tüpfel-Enzian – und keine der blau blühenden.

 

       

Die Schmetterlingsblütler sind als Familie im Gebirge besonders artenreich vertreten. Neben Klee-Arten kommen in den Hohen Tauern mehrere Spitzkiele und Tragante vor.

 

 

Hinter der Lucknerhütte gelangen wir zu artenreichen, basischen Rasen mit Küchenschellen, Berg-Nelkenwurz und Blaugras. Wir sind in der Kernzone des Nationalparks angekommen.

 

   

Kurz vor der Stüdlhütte beginnen sich die Rasen aufzulösen. Eine artenreiche Polsterflur zeigt sich in voller Pracht. Auf einem Meter treffen wir gleich auf drei rot blühende Steinbrecharten.

Der Zweiblütige Steinbrech ist ein Höhenspezialist, der an extremes Klima angepasst ist. In der Schweiz kommt er noch in 4.450 m Höhe vor. Der Gegenblättrige Steinbrech ist der aktuelle Rekordhalter in den Alpen. Er schafft es bis 4.507 m Höhe (Dom im Wallis). Der sehr seltene Rudolphi-Steinbrech fällt durch seine dichten Polster mit den winzigen Blättern auf.

 

 

Das Plateau bei der Stüdlhütte stellt den Beginn der nivalen Stufe dar. Hier sind wir schon fast an der Grenze pflanzlichen Lebens angekommen. Die Polsterflur setzt sich aus wenigen, dafür aber umso beeindruckenderen Arten zusammen. Große Polster können leicht über 100 Jahre alt sein.

Beim Rückweg werden wir für unsere Anstrengungen belohnt. Firnige Schneefelder erleichtern den Abstieg ungemein. Steinböcke und Murmeltiere haben wir im Blick, während wir die pflanzlichen Schönheiten noch einmal vorüberziehen lassen.

 

 

   

Der vierte Tag ist den Themen „Kommunikation und Gruppen leiten“ gewidmet. Martin führt uns zum Planen einer gelungenen Veranstaltung hin. Die Fallstricke, die beim Leiten von Gruppen auftreten können, erleben wir hautnah. Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass wir uns nicht als WissensvermittlerInnen verstehen, sondern als ein BegleiterInnen für den Erfahrungsprozess der TeilnehmerInnen.

 

Die Naturführer-Ausbildung ist hiermit vollbracht,

ich bin gespannt, was jede/r daraus macht.

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