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Fluchthorn 2

Permafrost und geologische Schwachstellen – Exkursion zum Bergsturzgebiet am Fluchthorn

Das Fluchthorn ist ein imposantes Bergmassiv in der Silvretta mit fast 3.400 m Höhe. Die Exkursion im Rahmen von „Natur im Fokus“ hat einen hochaktuellen Anlass:
Am 11.6.2023 um 13:05:18 Uhr bebte im Bezirk Landeck für 100 Sekunden die Erde. Grund war keine tektonische Verwerfung, sondern ein Bergsturz am Fluchthorn. Rund eine Millionen Kubikmeter Gestein, der ganze Gipfel samt Gipfelkreuz donnerten ins Tal.
Auf dieser Exkursion ins Jamtal wollen wir die abgebrochenen Gesteinsmassen mit einer leichten Wanderung erreichen und besichtigen. Wir werden dabei vom Geologen Mag. Magnus Lantschner begleitet. (Ausschreibung Landesumweltanwaltschaft)

Mit Magnus als geologischer Begleitung ist die Veranstaltung erwartungsgemäß bis zum letzten Platz ausgebucht. Wir machen uns am 15.9.2023 von Galtür aus mit dem Hüttentaxi auf zur Jamtalhütte (2.165 m). Von dort ist das Fluchthorn bereits sichtbar.

Auf dem Weg treffen wir auf winzige Grasfrösche. In dieser Höhe benötigen sie zwei Jahre für ihre Entwicklung. Die Fruchtstände von Alpen-Kuhschelle und Purpur-Enzian lassen erahnen, welche Blütenpracht hier im Frühsommer herrscht. Das Isländische Moos ist eine der vielen Flechten-Arten in dieser Höhenlage.

Auf ca. 2.500 m Höhe können wir das ganze Ausmaß des Bergsturzes sehen. Wir blicken auf eine Schotterfläche, wo einst ein wertvolles hochalpines Moor war. Der Weg des Bergsturzmaterials lässt sich genau verfolgen. Der Bach hat sich seinen Weg durch die Geröllmassen gesucht und nach nur drei Monaten sind bereits erste Spuren der Wiederbesiedelung zu entdecken. Ein Huflattich setzt inmitten der Sand- und Steinwüste einen grünen Akzent. In den nächsten Jahren wird die Sukzession gut zu beobachten sein und es wird eine neue attraktive Landschaft entstehen.

Mit der App PeakFinder lässt sich die Lücke am Fluchthorn eindrucksvoll nachvollziehen. Es fehlt immerhin die Masse eines Würfels mit 100 m Seitenlänge. Laut Magnus ist der tauende Permafrost nur die halbe Erklärung. Das war nur der Auslöser. Der tiefere Grund liegt in der Geologie des Gebietes. Das Fluchthorn besteht aus hartem Gneis. Die unteren Schichten bestehen aus weichem Schiefer. Noch dazu sind die Schichten Richtung Westen (Jamtalhütte) geneigt. Eine derartige tektonische Schwachstelle begünstigt, dass Schichten abrutschen und Berge zerbrechen.

 

Ein Blick zum Jamtalferner zeigt, dass von dem einst mächtigen Gletscher nur mehr kleine Reste übrig sind. Der Sommer 2023 hat den alpinen Gletscher wieder sehr stark zugesetzt.
Ein kurzer Stopp bei der Wasserfassung am Jambach belegt die Schattenseiten der Wasserkraft : Das Restwasser im Jambach – ist eher schwach ;-(

Der Rückweg nach Galtür ist eine lange, kurzweilige Wanderung, bei der die spätsommerliche Natur zeigt, was sie auch abseits der Geologie alles zu bieten hat ….

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