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Brauner Bär

Das große Wunder begreifen

Manchmal wird aus der Last ein Glück. Im Fall der Brennnesseln war das im letzten Jahr so. Sie lieben einfach den stickstoffreichen Boden im Hochbeet, den wir mit Hennenmist und Kompost für gute Gemüseergebnisse düngen. Und weil sie einfach schneller waren als ich, überwucherten sie bald ganze Teile des Gartens.

Brennnesseln sind mir sympathisch. Der entwässernde Tee aus dem Blättern ist Geschmackssache aber sehr wirkungsvoll. Die Samen der weiblichen Brennnessel sind nussige Powerbällchen, stärken laut Volksheilkunde das Immunsystem und haben aphrodisierende Wirkung…aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum ich dringend dazu rate, sie stehen zu lassen:

 

Sehr beliebt sind Brennnesseln bei Schmetterlingen. Sie legen auf den Blättern gern ihre Eier ab. Und so kam es, dass wir im vergangenen Mai ein Gelege vom Kleinen Fuchs auf einer unserer Brennnesseln fanden. Das war der Startschuss für ein wundervolles Projekt: Raupen aufziehen und bei der Verwandlung zum Schmetterling beobachten!

Die Kinder fanden es toll, dass die Raupen in einem mit Gaze abgedeckten Raupenhaus in unser Schlafzimmer einzogen. Einige Brennnesseln aus dem Beet hatte ich dafür in einen Blumentopf gesetzt, denn unsere Babyraupen sollten gleich etwas zu Fressen haben, als sie schlüpften. Es dauerte nicht lange, und dann hatten sie alle Pflanzen der Reihe nach abgefressen.

Da es über 60 Raupen waren, setzte ich nach der zweiten Häutung einige an einem sicheren Ort in den Brennnesseln aus. 20 Exemplare blieben im Raupenhaus bei uns und verpuppten sich an den Ästen, die ich waagrecht an die Decke ihres Hauses befestigt hatte. Dann wurde es ruhig und wir warteten. Eines Tages schlüpften alle 20 Schmetterlinge innerhalb weniger Stunden. Es war ein unvergesslicher Moment, sie in die Freiheit zu entlassen.

Zeitgleich fanden wir eine herrlich haarige Raupe vom Braunen Bär in den Brennnesseln. Auch der Nachtfalter verpuppte sich in einem mit Gaze abgedeckten Glas und schlüpfte. Ganz verschlafen saß er eines Morgens als Schmetterling da. Am Abend stellten wir sein Haus ohne Gazeabdeckung ins Freie und sagten Lebewohl.

 

 

 

 

Die Beobachtung der Metamorphose ist ein großes Wunder und dringend zur Nachahmung mit Kindern empfohlen!

Bitte Beachten: Viele Schmetterlingsarten sind selten und besonders geschützt. Bitte pflegt die Tiere verantwortungsvoll. Man muss zunächst sicher wissen, um welche Schmetterlingsart es sich handelt, da sich jede Art von ganz bestimmten Pflanzenarten ernährt. Eine große Hilfe für das Projekt waren die Ratschläge von Wolfgang Auer vom Fuchsloch, vielen Dank an dieser Stelle dafür.

1. Bei Beobachtungen in der Schule ist zu bedenken, dass man sich auch am Wochenende und in den Ferien täglich um die Tierchen kümmern muss.

2. Sie brauchen ständig neue Pflanzen zum fressen und ihr Haus muss sauber gehalten werden. Man kann den Boden mit Küchenpapier bedecken – viele Raupen kacken viel.

3. Sie dürfen nicht zu eng gehalten werden.

4. Manche Raupen verpuppen sich hängend, andere vergraben sich im Boden. Wenn die Schmetterlinge schlüpfen, müssen sie entweder sofort dunkel und kühl gestellt (Keller) oder frei gelassen werden, sonst verletzen sie ihre Flügel bei den ersten Flugversuchen.

5. Es gibt Infektionen, Pilze und Schädlinge, die Raupen sowie Puppen befallen können. Gegen die Schädlinge hilft die Gazeabdeckung, aber es gibt keine Garantie auf Erfolg.

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