Der Tiroler Naturführerkurs kann endlich starten – Gruppe 2 im Botanischen Garten, 4. Juli 2020
Lange haben wir in Pandemie bedingter Unsicherheit walten müssen, aber jetzt kann es endlich losgehen: Am Tag nach dem Kursstart für die erste Gruppe finden sich am Samstag, 4. Juli weitere 16 angehende Tiroler Naturführerinnen und Naturführer am Institut für Botanik der Universität Innsbruck ein. Ziel des Vormittages ist ein Kennenlernen der KursteilnehmerInnen nach dem Motto „soziale Nähe trotz physischer Distanz aufbauen“. Mag. Andreas Jedinger, Biologe und Geschäftsführer von Natopia, blickt bei seinem Vortrag mit einem Auge zurück in die Geschichte der Biologie und mit dem anderen nach vorne auf den ersten Tiroler Naturführerkurs im Hochsommer. Er ermutigt die KursteilnehmerInnen dazu, nach ihrem ganz eigenen authentischen Stil der Gruppenführung zu suchen, und sich vom beinahe unendlichen verfügbaren naturkundlichen Wissen nicht erschlagen, sondern beflügeln zu lassen. Schließlich haben wir ja Zeit – die 16 Kurstage in vier Modulen sollen nur der Anfang einer intensiven Auseinandersetzung mit der Natur sein, die bestenfalls ein Leben lang nicht aufhört. Damit beim geballten Expertenwissen der über 20 FachreferentInnen der rote Faden niemals abreißt, begleitet der Biologe, Ökologe und Naturpädagoge Mag. Daniel Baumgartner für Natopia die Gruppe bis zur Zertifikatsverleihung am 10. September.
Nach einer Mittagsjause im üppig blühenden Botanischen Garten bekommen wir am Nachmittag eine Kostprobe von gelungener naturwissenschaftlicher Öffentlichkeitsarbeit. Mag. Cäcilia Lechner-Pagitz führt die Gruppe in einer Stunde ressourcenschonend um die Welt. Der Gang durch verschiedene Klimazonen im Gewächshaus zeigt auf beeindruckende Art, wie Pflanzen ihre jeweiligen „Antworten“ auf herausfordernde Umweltbedingungen finden. So haben etwa in Afrika und Amerika jeweils andere Pflanzengruppen unabhängig voneinander die Fähigkeit entwickelt, durch Stammsukkulenz große Wassermengen zu speichern und dadurch lange Zeiträume mit extremer Trockenheit zu überstehen. Ein imposantes Beispiel dafür ist der Schwiegermutterstuhl (Echinocactus grusonii), der schon seit vielen Jahrzehnten an seinem Platz für Schmunzeln sorgt.
Mag. Sabine Sladky-Meraner leitet die Grüne Schule des Botanischen Gartens. Bei diesem Bildungsprogramm werden verschiedenen Zielgruppen allgemeines botanisches Wissen und die Forschungsschwerpunkte des Instituts näher gebracht. Sabine zeigt anhand einfacher, pädagogisch wertvoller Methoden, wie das Publikum in eine lebhafte Auseinandersetzung involviert werden kann. Fast ohne es zu bemerken, lernen auch die angehenden NaturführerInnen allerhand über Pflanzen und ihre vielfältige Kulturgeschichte – und über die wertschätzende Art der interaktiven Vermittlung, mit der es oft gelingt, dass die Begeisterungsfunken, die Sabine und Cäcilia trotz Gesichtsvisier versprühen, auch auf „Neophyten“ überspringen.