GISS 2 – Kickoff mit Aktionstage in Reutte
Zwei dynamische Kickoff-Aktionstage des Projektes GISS 2 – „Geologie und Geoinformationssysteme für Schüler:innen“ wurden Anfang Oktober am Gelände des Kinderhorts „Get Together“ in Breitenwang bei Reutte umgesetzt.
Ziel der Aktionstage waren das Kennenlernen und praktische Verstehen von geologischen Grundkonzepten, sowie das Kennenlernen der lokalen Geologie rund um den Gips der Raibler Schichten am Sintbichel bei Reutte. Die Inhalte dieser Aktionstage sind unter anderem unsere Basis für die aufbauenden Workshops und Aktionen im Rahmen des GISS2 Projektes in den kommenden 2 Jahren.
56 Schüler:innen der Mittelschulen Ehrwald und Königsweg, sowie vom Gymnasium Reutte starteten am Montag, den 09.10.2023 in den Aktionstag, auch die Kindergartenkinder vom Kinderhort Together schauten immer wieder bei unseren Workshops vorbei. Am Dienstag, den 10.10.2023 nahmen 34 Schüler:innen der Volksschulen Reutte und Lermoos, sowie auch wieder die Kindergartenkinder des Kinderhorts Together am Aktionstag teil. Die Aufteilung der teilnehmenden Schulen in zwei Aktionstage wurde nach Alter gewählt, um die Teilnehmer:innen bestmöglich an ihrem Wissenstand abzuholen. Am jeweiligen Aktionstag wurde dann in Klassengemeinschaft an den einzelnen Stationen teilgenommen.
An beiden Aktionstagen wurden nach einer kurzen Begrüßung und Ankommen mit einem gemeinsamen gruppenstärkenden Spiel grundlegende Wissensinhalte in mehreren „Theorieblöcken“ vermittelt, eine Exkursion für das Verständnis der lokalen Geologie mit dem Thema Gips durchgeführt, sowie zuvor selbst aus dem Gelände geholtes gipshaltiges Gestein bearbeitet und geschliffen. Zusätzlich mischten wir auch eine Gipsmasse an, welche wir in aus Salzteig geformte Negative (z.B. Muscheln, Fossilien, etc.) gossen und im Anschluss aushärten ließen.
Magnus Lantschner (Verein natopia) und Anna-Katharina Sieberer (Universität Innsbruck) vermittelten die geologische Grundkonzepte, Josef Mayerl und Solveig Hopf (beide Technisches Büro für Geologie, Alpecon Wilhelmy) planten und führten die angewandte Exkursion rund um den Sintbichl durch. Die Naturpädagogen Astrid Walser und Christoph Stöckl (beide natopia) unterstützten beim Bearbeiten der Steine und beim Gießen der Fossilien aus Gips.
Die geologischen Grundkonzepte beinhalteten das Konzept der tiefen Zeit, Plattentektonik und Sedimentation in unterschiedlichen Faziesräumen und bei unterschiedlichen Ablagerungsbedingungen, sowie Tektonik mit Faltungen und Störungen.
Die ingenieurgeologische Exkursion deckte die lokalen geologischen Vorkommen rund um den Sintbichl ab. Wir setzten Leitfähigkeitsmessgeräte ein um von der Zusammensetzung von unterschiedlichen Wässern auf den geologischen Untergrund schließen zu können, beobachteten die Geomorphologie der Umgebung, welche durch die unruhige Oberfläche mit vielen kleinen Hügeln und Senken ganz eindeutig auf Pingen (Gipskarstlöcher) hinweist und begutachteten Bohrkerne der Raibler Schichten. Karst, Geländeformen die vorwiegend durch Lösungsverwitterung entstanden sind, kann sowohl bei Karbonatgestein (Kalk, Dolomit) als auch bei Sulfatgestein (Gips, Anhydrit) auftreten. Da Gips (Kalziumsulfat) noch leichter löslich ist als Kalziumkarbonat, sind Gipskarst Landschaften zum Teil sehr eindrücklich und bergen teilweise auch Gefährdungspotential für die Bewohner:innen der Umgebung (z.B. durch Erdfälle).
Durch die geringe Härte von Gips (Mohshärte 2) ist es relativ einfach diese Gesteine händisch zu bearbeiten. Ausgestattet mit Hämmern, Feilen und Schleifschwämme konnten wir selbst große Blöcke zerkleinern, uns geeignete Handstücke aussuchen und diese im Anschluss individuell bearbeiten. Um auch andere Anwendungen und Zustände (Pulverform) von Gips kennenzulernen, eignete sich ein Bastelworkshop ideal. Wir mischten Zutaten für einen Salzteig zusammen und rührten aus Gipspulver und Wasser Gips für Gipsabdrücke.
Als Abschluss des jeweiligen Aktionstages gab es eine Integration aller behandelten Themen im großen Sandkasten am Spielplatz. Alle versammelten sich rund um den Sandkasten und wir ahmten Naturgefahren nach, welche in Gebieten mit Gips im Untergrund vorkommen können, wie zum Beispiel Erdfälle. Auf aufgeblasene und im Sand vergrabene Luftballone wurden z.B. Fahrzeuge und Häuser positioniert. Beim Ablassen der Luft aus den Luftballonen entstanden Hohlräume, vergleichbar mit Hohlräumen welche durch Gipskarst (Lösung von Gips im Untergrund durch einsickerndes Oberflächenwasser) entstehen. In diese Hohlräume versanken gesamte Häuser, was somit die Naturgefahr Gipskarst sehr anschaulich demonstriert.
Das war ein gelungener Start in zwei gemeinsame Projektjahre!
Danke an alle fürs Dabeisein und Mitwirken!