Montag
Der Hahn kräht, der Wecker klingelt: Adrenalin und Honigmilch. Zwei Jausenboxen bis an die Schmerzgrenze zwischen gesund und Genuss füllen. Ein paar Tränen für einsame Socken ohne Partner vergießen. Wie eine Tarpanherde mit fliegenden Mähnen hinab in Richtung Kindergarten und Schule preschen. Hinter uns im selbstsicher-geschmeidigen Beutegreiferschritt die Uhr. Die Natur ist grausam, aber diesmal sind wir entkommen.
Nachmittags: Dem passiven Widerstand gegen die Hausübungen mit neuen Deeskalationsstrategien begegnen. Dabei nicht vergessen zu atmen. Nach einer kleinen Prügelei, die eigentlich ganz harmlos anfing, endlich r-a-u-s! Hinaus in die Natur, Zeit sinnvoll miteinander verbringen, die Nerven beruhigen, Naturpädagogik reflektieren mit dem Rechen in der Hand, um ganz flink den Garten vor der schlimmsten Verwahrlosung zu bewahren.
Das hätte unser Montag heute sein können.
Ich bin nicht traurig, dass er anders war. Disko macht Spaß, aber seitdem wir durch das Coronavirus zu Ruhe und Isolation gezwungen sind, bewegen wir uns im langsamen Tango über die Dielen. Die sollten übrigens dringend mal abgeschliffen werden, sagen sie mir. Dafür hat man jetzt Zeit! Aber ich habe zum Glück vieles von meinen Kindern gelernt, darunter auch das Überhören solcher Appelle. Ich habe durch die Krise nämlich herausgefunden, was mir wirklich wichtig ist! Dielen waren da leider gleich zu Anfang schon ausgeschieden.
Auch wir haben täglich mit neuen Herausforderungen, Unsicherheit und Bedrückung zu kämpfen. Aber keine Dornen ohne Rose, habe ich letzte Woche gedacht. Und mich gefragt, was ich mit meinen Kindern erleben möchte, was möglich ist, direkt vor unserer Tür. Und was ich als Naturpädagogin aus dieser Zeit mitnehmen kann. Ergebnis: In diesem Zeitraum so viel wie möglich draußen beobachten, forschen, erleben und lernen. Unsere inneren Speicher mit Wundern füllen.
Das Universum des Naturwissens ist grenzenlos, und eine Galaxie davon kann ich trotz Ausgangssperre jeden Tag genießen. Und jetzt haben wir ein völlig unbekanntes Naturobjekt im Hochbeet gefunden und mir ist klar: Es wäre schlicht gelogen, wenn ich sage, dass ich meinen Garten schon kenne…