Nationalpark Hohe Tauern – 22. bis 25. Juni 2023 – „Gebirge“
Der vierte und letzte Teil des Tiroler Naturführerkurses führt uns in die Hohen Tauern nach Kals. Vom Ködnitzhof aus blicken wir direkt auf die Blauspitze (2.574 m). Sie ist geologisch einzigartig und thront über Kals.
Das Nationalparkhaus in Matrei verfügt über eine beeindruckende Ausstellung. Der Vortrag von Ranger Andreas ist sehr informativ und spannend und dient gleichzeitig als Einstimmung auf die Wildtier-Exkursion am Nachmittag.
Die sommerliche Hitze bringt die Tiere dazu, sich in kühlere Regionen zurückzuziehen. Wir können mithilfe von Ferngläsern und Spektiv dennoch einige Wildtiere erblicken: Steingeiße mit Jungtieren, Gämsen, ein Reh und Murmeltiere. Beim Rückweg wird es gewittrig – aus starkem Regen wird ein Hagelschauer, den wir im Unterstand des Glocknerwinkels genießen.
In den nächsten Tagen treffen wir weitere Wildtiere an, sodass wir mit etwas Flexibilität „unsere Big Five“ abhaken können: Steinbock, Murmeltier, Bartgeier, weißer Rehbock und Schneefink.
Magnus, unser Top-Geologe züchtet mit uns am Abend Kristalle, damit wir die Entstehung der Hohen Tauern besser verstehen können. Der Serpentinit auf dem Dorfplatz bildet die Basis für eine geologische Fantasiereise.
Die wichtigsten Utensilien für GeologInnen sind verdünnte Salzsäure und der Geologenhammer. Damit entschlüsseln wir die Gesteine in der Dabaklamm und wir finden auch den legendären Grünschiefer.
Das Highlight von Magnus ist das Rieselbild, bei dem die Alpenentstehung im Zeitraffer nachgebildet wird – Vulkanausbruch inklusive. Anschließend werden Gesteine und ihre Mineralien analysiert. Den kreativen Abschluss bilden Kunstwerke im Bachbett vom Kalser Bach, bei denen die unterschiedlichen Gesteine die Regie führen. Eine kleine Deutsche Tamariske bereichert die Kulisse.
Philipp ist ein neuer Botaniker im Team. Mit ihm geht es hoch hinaus – durch alle Höhenstufen der Vegetation. Von den üppigen Hochstaudenfluren in der Nähe des Lucknerhauses (1.920 m) – über die Weiden um die Lucknerhütte (2.241m) bis zur subnivalen Stufe bei der Stüdlhütte (2.801 m). Mit der sommerlichen Blütenpracht geht eine beeindruckende Vielfalt an Insekten einher.
Die Antworten der Natur auf die unwirtlichen Lebensbedingungen sind beeindruckend. Die Gämsheide bildet in ihrem winzigen, dichten Bestand ein nahezu tropischem Kleinklima aus. Das Fettkraut verdaut mit seinen klebrigen Blättern Insekten und holt sich so zusätzlichen Sticksoff.
Die wahren Höhenspezialisten sind der Gletscher-Hahnenfuß und die Steinbreche, von denen wir ca. 10 Arten antreffen. Drei davon in Rot!
Mit dem Plateau vor der Stüdlhütte haben wir den höchsten Punkt erreicht. Selbst hier in der subnivalen Stufe herrscht bunte Blütenvielfalt. Polsterpflanzen trotzen dem strengen Klima. Hummeln sind in dieser Höhe die wichtigsten Bestäuber.
Abstieg über Schneefelder im Sauseschritt – die vielen Eindrücke nehmen wir mit.
Den Abschluss des gesamten Naturführerkurs darf Martin zum Thema „Gruppen leiten“ gestalten. Sein Credo: „Du erntest, was du sähst.“ Nach 17 Tagen wird es Zeit, die Erne des Naturführerkurses einzuholen. Erntezeit: Das restliche Leben lang!
Beim Mittagessen – um 12 o’clock
besucht uns der Einfarbige Langhornbock.