Naturpark Zillertal – 23. bis 26. Juli 2020 – „Wald“
Im Zillertal gibt es einen neuen Standort für den Naturführerkurs. Es ist der Zemmgrund bei Ginzling. Unsere Basis ist das Alpengasthaus Breitlahner. Die Lage ist ideal und die Wirtsleute schauen gut auf uns. Wir haben eine Gaststube als Seminarraum für uns allein und sind mit wenigen Schritten in der Natur.
Der erste Tag dreht sich um Naturpädagogik im Wald. Johannes leitet viele Methoden an, die Wissensvermittlung auf spielerische Weise ermöglichen. Beim Tarnpfad etwa geht es um Tarn- und Warnfarben. Zwischen den aufgelegten Kunststofftieren befindet sich eine echte 8 cm lange Raupe eines Eichenspinners. Die Schwebefliege auf dem Weidenröschen demonstriert eindrucksvoll ihre Mimikry, indem sie eine wehrhafte Wespe imitiert.
Die Hintergrundinfos erfolgen auch im Freien. Dieses Natur-Ambiente kann die beste PowerPoint-Präsentation nicht überbieten. Das Superlearning beweist, dass Lernen auch Spaß machen darf. Die meisten der 14 Tagfalter-Arten kennt danach jeder.
Am Abend sind wir bei Willi Seifert im Naturparkhaus eingeladen. Die neu gestaltete Wildbienen-Nisthilfe vor dem Naturparkhaus ist sauber gemacht und entsprechend gut belegt. Wir sehen sogar eine leuchtend rot/blau gefärbte Goldwespe.
Wir dürfen anschließend noch einen Vortrag über Raufußhühner im Mehrzwecksaal Ginzling genießen. Hubert Zeiler – ein ausgewiesener Experte – bietet neben ausgezeichneten Bildern die entsprechend gut aufbereitete Information zu Auerhuhn, Birkhuhn und Haselhuhn.
Der zweite Tag ist trüb und regnerisch. Gerade das richtige Wetter, um sich mit den Bodentieren zu beschäftigen. Unter der kundigen Begleitung der Bodenökologin Julia Seeber nehmen wir die Laubstreu und den Humus in der Glocke unter die Lupe. Die Glocke ist ein geschützter Landschaftsteil am Eingang des Tuxertales. Er zeichnet sich durch einen wärmeliebenden Buchen-Linden-Mischwald aus.
Es sind wieder unsere „Großwildjäger“ Dietmar und Andreas, die einen sensationellen Fund machen. Gleich mehrere der legendären Smaragdgrünen Regenwürmer holen sie ans Tageslicht.
Am Nachmittag schauen wir uns das Gebiet durch die forstliche Brille an. Anna Rita führt uns als erfahrene Forstfachfrau durch den Wald und stellt uns seine Funktionen sowie die einzelnem Baumarten vor. In den felsigen Bereichen gedeihen Hauswurz und Fetthenne. Die Weiße Fetthenne ist die Futterpflanze der Raupen des Apollo-Falters, den seit gestern jede/r kennt.
Eine stolze Sammlung von Blättern und Samen steht für die Artenvielfalt in diesem wertvollen Wald. Außerdem: Das Verwechseln von Tanne und Fichte – ist jetzt zum Glück Geschichte 😉
Eberhard, unser Pilz-Experte ist noch entspannter als sonst. Üblicherweise findet sein Teil im Mai statt – endlich kann er in der Pilz-Saison mit uns unterwegs sein. Entsprechend groß ist die Ausbeute. Bei den Flechten beschränken wir uns darauf, dass es auf Felsen viele unterschiedliche Krustenflechten gibt, und dass die häufigsten Flechten auf Nadelbäumen folgende sind: Baumbart, Gabelflechte und Blasenflechte.
Farben und Formen sind um diese Jahreszeit mannigfaltig, ebenso wie die Lebensweise der Pilze: Symbiose-Partner, Zersetzer oder Parasiten.
Christian ist einer der wenigen Botaniker, die sich näher mit Moosen beschäftigen. Auf dem ersten Felsen finden wir bei unserer Exkursion bereits über 25 Arten davon.
Bei der Vielfalt der Moose geht es in erster Linie darum, sie wahrzunehmen. Für die Artenkenntnis genügen einige wenige wie Stockwerkmoos, Großer Runzelbruder und Haarmützenmoos. Außerdem dringt die Erkenntnis durch, dass Moose zwar unscheinbar aber faszinierend sind.
Den großen Überblick über das Ökosystem Fichten-Blockwald erhalten wir durch Manfred. Er ist Botaniker und Waldökologe. Neben den bestandesbildenden Fichten und Moosen sind Hochstauden wie der blau blühende Alpen-Milchlattich bemerkenswert. Bei den Farnen lässt sich der zierliche Frauenfarn vom groben Männerfarn unterscheiden.
Beim Anbohren der Fichten sind es auch die Männer, die fürs Grobe zuständig sind, während sich die Frauen dem feinfühligen Auszählen der Jahresringe widmen.
Im Grau-Erlen-Auwald finden wir die Knöllchenbakterien Frankia alni. Sie bilden eine Symbiose mit den Wurzeln der Erlen. Dadurch wird Stickstoff aus der Luft für die Pflanzen verfügbar gemacht.
Ein ordentlicher Regenguss – ein schöner Wasserfall zum Schluss!