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Tiroler Naturführer:innenkurs 2023, Einführungstag – Klimaschonend um die Welt

Nachdem sich der Vortag noch regnerisch und kühl präsentiert hat, treffen wir uns am letzten Samstag des Aprils im morgendlichen Sonnenschein im Botanischen Garten der Universität Innsbruck zum Start der heurigen Tiroler Naturführer:innenausbildung. Zum Einstieg, als Apéritif sozusagen, bekommt Gruppe 2 in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens Kostproben von gelungener naturwissenschaftlicher Öffentlichkeitsarbeit serviert. Mag. Cäcilia Lechner-Pagitz führt die Gruppe zuerst klimaschonend in einer Stunde um die Welt. Im Tropenhaus sorgen der dekorative Ziegenbart Tillandsia uchneoides, aufgrund seiner einzigartigen ökologischen Nische auch Telegraphenpflanze gennant, und der aufsitzende und „sich selbst eintopfende“ Hirschgeweihfarn Platycerium bifurcatum für Staunen. Mit der Wurzellosen Zwergwasserline Wolffia arrhiza stoßen wir dort auch auf die kleinste Gefäßpflanze der Welt (ca. 1 Millimeter Pflanzenkörper). Der Gang durch verschiedene Klimazonen im Gewächshaus zeigt auf beeindruckende Art, welche Bedürfnisse Pflanzen haben und welche Antworten sie auf die Fragen finden, vor die herausfordernde Umweltbedingungen sie stellen. So haben etwa in Afrika (Wolfsmilchgewächse) und Amerika (Kakteen und Agaven) jeweils andere Pflanzengruppen unabhängig voneinander die Fähigkeit entwickelt, durch Stamm- und Blattsukkulenz große Wassermengen zu speichern und dadurch lange Zeiträume mit extremer Trockenheit zu überstehen. Ein imposantes Beispiel dafür ist der Schwiegermutterstuhl Kroenleinia grusonii, der schon seit vielen Jahrzehnten an seinem Platz für Schmunzeln sorgt. In der mediterranen Klimazone akklimatisieren wir uns langsam wieder in Richtung kühlere Gefilde, bevor wir nach kurzer „Fleischbeschau“ bei den carnivoren Pflanzen mit ihren faszinierenden Fangstrategien unsere Weltreise beenden.

Cäcilia Lechner-Pagitz und Sabine Sladky Meraner

Klimaschonender Ausflug in die Tropen

 

 

 

 

 

 

 

Mag. Sabine Sladky-Meraner leitet die Grüne Schule des Botanischen Gartens. Bei diesem Bildungsprogramm werden verschiedenen Zielgruppen allgemeines botanisches und ökologisches Wissen und die Forschungsschwerpunkte des Instituts näher gebracht. Sabine zeigt anhand einfacher, pädagogisch wertvoller Methoden, die zum Teil auf dem Konzept des Forschenden Lernens aufbauen, wie Gruppen verschiedener Altersgruppen und Hintergründe in lebhafte Auseinandersetzung involviert werden können. Besonders gut funktioniert das, wenn Bezugspunkte zur Lebensrealität der Teilnehmer:innen hergestellt werden können. Eine besondere Leidenschaft zeigt Sabine für den Themenbereich Naturgarten und die vielfältigen Interaktionen seiner Bewohner. Bei einer Zuordnungsaufgabe zu ausgewählten Nutzpflanzen (Mohn, Wacholder, Weide, Apfel und Birne) und deren Kulturgeschichte kommen immer mehr Zusammenhänge zutage. Fast ohne es zu bemerken, lernen auch die angehenden Naturführer:innen allerhand über Pflanzen und ihre vielfältige Kulturgeschichte, Krankheiten und Nützlinge – und über die wertschätzende Art der interaktiven Vermittlung, mit der es oft gelingt, dass die Begeisterungsfunken, die Sabine und Cäcilia für ihre Wissensgebiete versprühen, auf naturkundliche „Neophyten“ überspringen.

Die kleinste Blütenpflanze der Welt im Glas!

Zuordnungsaufgabe mit Kulturpflanzen

 

 

 

 

 

 

Am Nachmittag wirft die Gruppe mit dem Ökologen und Naturpädagogen Mag. Daniel Baumgartner vom Verein Natopia einen Blick zurück in die Geschichte der Ausbildung und der Biologie im Allgemeinen und einen nach vorne auf den Kursverlauf – ein letztes Briefing vor dem Start im Lechtal. Er ermutigt die Kursteilnehmer:innen dazu, ihren ganz eigenen authentischen Stil der Gruppenleitung zu finden, und sich vom schier unendlichen naturkundlichen Wissen nicht erschlagen, sondern beflügeln zu lassen. Schließlich haben wir ja Zeit – die 16 Kurstage in vier Modulen sollen nur der Anfang einer intensiven Auseinandersetzung mit der heimischen Flora und Fauna sein, die in weiterer Folge bei vielen bestimmt zu einer Lebensaufgabe werden wird. Damit beim geballten Expertenwissen der vielen Fachreferent:innen der rote Faden niemals abreißt, begleitet Daniel die Gruppe als Kursleiter für Natopia durch alle Module bis zur Zertifikatsverleihung am 6. Juli.

Sabine Sladky-Meraner mit einem Element aus der Grünen Schule

Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) im Tropenhaus

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