Warum ist der Himmel blau?
Wir sind mittlerweile im absolut entschleunigten Zustand. Welcher Wochentag ist heute? Haben wir schon zu Mittag gegessen? Werden wir überhaupt wieder eine Woche voller Termine schaffen, wenn die Corona-Zeit sich dem Ende neigt? Wir müssten sicher jetzt schon anfangen zu trainieren, um am 18. Mai schnell genug zur Schule zu rennen – oder wir werden vom Zeitwolf für immer verschlungen.
Stattdessen liegen wir auf der Picknickdecke im Garten. Der beste Platz zum Essen und danach in den Himmel schauen. Mein Glück bloß, dass die Kinder nicht aufhören zu forschen, sonst würde mein Gehirn wahrscheinlich auf Walnussgröße schrumpfen.
Heute fragen sie mich, warum der Himmel blau ist. Ja Herrschaft, wenigstens diese Antwort hätte ich gern aus der Pistole geschossen, aber da es ehrlich zugegeben nicht so war, schreibe und male ich es heute auf, um es mir für immer zu merken:
Das Sonnenlicht besteht aus vielen verschiedenfarbigen Lichtstrahlen. Jede Farbe hat eine eigene Wellenlänge. Rote Farben haben lange Wellen, blaue haben kurze Wellen. Die anderen Farben sind so dazwischen. Alle Farben zusammen sehen für uns weiß aus.
Das rote Licht fährt also wie auf der Route 66 schnurgerade und direkt auf die Erde, das blaue Licht hingegen stößt wie im Autodrom überall an, bevor es unten ankommt. In der Atmosphäre befinden sich nämlich kleine Staubpartikel, Moleküle und Wassertropfen – das sind die Punkte, wo sich das Licht streut. Und weil es sich überall herum streut, sehen wir es.
Manchmal ist der Himmel besonders blau, das passiert wenn wenig Moleküle in der Luft sind. Abendrot hat mit dem Stand der Sonne zu tun, weil das Licht schräger auf die Erde fällt zerstreuen sich die blauen Farben und es kommen mehr Rottöne durch.
Besonders auffällig ist, dass wir keine Flugzeuge mehr hören und keine Kondensstreifen mehr sehen seit der Coronakrise. Und wenn ganz selten mal ein Flugzeug quert, erschrecken wir uns richtig. Vorher war der Lärm so allgegenwärtig, dass wir ihn nicht mehr gehört haben. Dieses Foto ist also eindeutig „präcoronial“.
Ich habe einen Wunsch: Dass wir durch den Schrecken über das Virus jetzt sensibel werden für die Änderungen des Klimas. Zurücktreten, langsamer Leben, Angewohnheiten ändern – geredet wurde bisher viel, aber jetzt wissen wir auch, wie es sich tatsächlich anfühlt! Und gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Natur und unser soziales Leben weltweit gibt es keine Impfung und kein Medikament…